Lider

Erkrankungen der Augenlider

Angeborenes Kolobom am Unterlid

Erworbenes Kolobom nach Lidrandverletzung (nicht operiert)

Dermoidartige Überwachsung der oberen Hornhaut

Ankyloblepharon

Eine angeborene abnormale, persistierende Verwachsung von Ober- und Unterlid. Nach einer stumpfen Trennung der Lider kommt meist ein normal entwickelter Augapfel ohne krankhafte Veränderungen zum Vorschein.

Agenesie / Kolobom

Das vollständige oder partielle Fehlen von Ober- oder Unterlid. Seltene Missbildung, die ggf. zusammen mit weiteren Missbildungen der äusseren oder inneren Augenanteile einhergehen kann. Zieht meist eine massive Fehlstellung der Wimpern (cilien) nach sich und führt damit zu sekundären Irritationen der Bindehaut und Hornhaut.

Dermoid (Choristie, Choristoma)

Eine einseitige oder beiderseitige Fehlbildung eines Gewebes infolge embryonaler Versprengung von Gewebskeimen in atypische Keimlingsbereiche, konjunktivale und/oder korneale Dermoide mit unterschiedlicher Ausdehnung irritieren mit den vorhandenen Haaren die Hornhaut, den Bindehautsack, das dritte Augenlid und die Bindehaut. Am häufigsten treten Überwachsungen der Hornhaut mit Lederhautgewebe auf.

Entropium

Eine angeborene (nicht erbliche?) Fehlbildung des Unterlides (Einrollung Richtung Hornhaut) bei Fohlen. Ein Entropium kann kongenital oder 1-5 Tage nach der Geburt auftreten.  Als Folge prädisponierender anatomischer Faktoren oder unreifer Fohlen (Frühgeburt, Deydration). Differentialdignostisch muss ein spastisches Entropium ausgeschlossen werden, welches durch Schäden an der Hornhaut oder Schmerzzustände im inneren Auge ausgelöst werden kann.
Durch ein Einrollen der Lider kommt es sekundär rasch zu Irritation der Bindehäute und der Hornhaut durch Fellhaare. Eine Hornhautentzündung (keratitis) oder sogar ein Hornhautgeschwür (ulcus corneae) können innerhalb weniger Tage entstehen und das gesamte Auge gefährden, wenn nicht sofort eine Therapie eingeleitet wird.

Eine chirurgische Korrektur (Entfernung eines sichelförmigen Hautstücks unterhalb des Lides) eines angeborenen, primären Entropiums ist in der Regel nicht erforderlich (kontraindiziert). Trotzdem müssen für einige Tage/Wochen geeignete Massnahmen eingeleitet werden, um Sekundärschäden zu vermeiden. Bei einem sekundären, erworbenen Entropium kann die normale Lidstellung durch Beseitigung der Erkrankung, welche die sekundäre Lidfehlstellung verursacht hat, erzielt werden.
Ein angeborene Auswärtsrollung eines Lides (Ektropium) kommt bei Pferden nicht vor. Eine dem Ektropium ähnliche Konstellation kann aber durch eine Operation eines Entropiums entstehen (offenes Auge, zu grosse Lidpaltenöffnung).

Angeborenes Entropium bei einem Tage alten Fohlen

Sekundäres, spastisches Entropium des Unterlids bei chronischer Hornhauterkrankung

Angeborenes Entropium wurde nach Operation zum Ektropium

Distichiasis / Trichiasis

Eine angeborene Erkrankung, bei der einzelne oder mehrere zusätzliche Wimpern (Distichiasis) am Oberlid, welche durch ihre Fehlstellung in Richtung Hornhaut zu Schäden an der Hornhaut führen können. Bisher nur bei FRIESEN beobachtet.
Auch Fehlstellungen der normalen Wimpern (Trichiasis) am Oberlid können die Hornhaut und Bindehaut so schädigen, dass es zu schwerwiegenden, meist chronischen Entzündungen oder Pigmenteinlagerungen an der Hornhaut kommt.

Trauma

Lidabrasionen, – quetschungen und –abrisse sind häufige Traumata bei Pferden. Gewebsverluste und/oder –zusammenhangstrennungen, die den freien Lidrand involvieren, müssen immer so schnell wie möglich chirurgisch versorgt werden, um schwerwiegende Folgeschädenzu vermeiden.

Distichiasis am Unterlid bei einem erwachsenen Pferd, sekundäres spastisches Entropium

Schädigung der Hornhaut durch zwei einzelne Distichiasishärchen (Pfeile)

Frische Lidrandverletzung

Blepharitis

Entzündliche Erkrankungen der Lider und Lidanhangsorgane sind bakteriellen, parasitären oder seltener mykotischen Ursprungs. Auch sekundäre Manifestation systemischer oder periokulärere Erkrankungen sind möglich (Pemphigus, Meibomianitis, Photosensibilität). Primäre bakterielle Erkrankungen (z. B. Moraxellainfektionen) sind rar. Parasitäre Infestation von Habronema, Thelazia und Onchozerken sind zwar selten, sollten aber differentialdiagnostisch berücksichtigt werden, wenn chronische Entzündungen der Lider auf übliche Therapien nicht ansprechen. Primärerkrankungen der Lider durch Pilze kommen kaum vor.

Allergische Blepharitis durch Verabreichung ungeeigneter Augentropfen

Eitrige Blepharitis nach Schmierinfektion

Parasitär bedingte Blepharitis

Hagelkorn (chalazion) und Gerstenkorn (hordeolum)

Nicht eitrige, mit Gewebszubildungen einhergehende Entzündungen der Meibohmschen Drüsen (Hagelkorn) und eitrige Infektionen der Meibohmschen Drüsen (Gerstenkorn) durch Staphylokokken und Streptokokken sind beim Pferd extrem selten.

Neoplasien

Gewebszubildungen im Sinne eines gutartigen oder bösartigen Tumors sind im Lidbereich von Pferden relativ häufig anzutreffen. Ihr oftmals rasches, raumgreifendes Wachstum wird von den Besitzern häufig unterschätzt und eine Therapie, die erst im fortgeschrittenen Stadium einsetzt, ist oftmals nicht mehr in der Lage, eine anatomisch und funktionell befriedigendes Resultat zu liefern.
Zu den häufigsten Tumoren gehören Plattenepithelkarzinome, Sarkoide und Melanome.

Kirschkerngrosses Melanom am Unterlid

Ausdehnung des Tumors auf der Innenseite des Unterlids

Bösartiges Melanosarkom am Oberlid