Linse

Erkrankungen der Linse (lens)

Kongenitale (primäre) Erkrankungen der Linse

Aphakie ist ein völliges Fehlen der Linse bzw. es sind nur rudimentäre Anteile der Linse vorhanden.
Ein Kolobom (vielleicht besser: Dysplasie) ist ein Linsendefekt im Linsenäquator.
Unter Spherophakie versteht man eine kugelförmige Linse.
Mikrophakie ist eine zu klein angelegte Linse.
Lentikonus (-globus) ist eine an der Vorder- (Rück-)seite konisch verformte Linse.
Katarakt kongenita/primär (Grauer Star) angeborene Linsentrübung des Fohlens, nicht erblich (Ausnahme ev. Morgan Horse), sehr selten

Derartige, beim Pferd sehr seltene Abweichungen, werden häufig in Kombination mit Anteilen eines persistierenden hyaloiden Systems und/oder des Glaskörpers, sowie anderen angeborenen, dysplastischen Missbildungen angetroffen.

Arteria hyaloidea persistens (AHP)
Hierbei wird (ein Teil der A. h. ) nicht zurückgebildet, sondern bleibt als, manchmal sogar noch Blut führender, Strang zwischen der Papille und der hinteren Linsenkapsel, bestehen. Meist sind es jedoch nur, mit der Hinterkapsel verwachsene, bindegewebige, kleine Stränge, die während der Augenbewegungen etwas hinter der Bewegung zurückbleiben und dadurch eine „wedelnde“ Bewegung erzeugen. Die betroffene Stelle an der Hinterkapsel (direkt unter der Naht der Linsenfasern) und auch deren direkte Umgebung zeigen dann auch oft narbige Veränderungen. In einigen Fällen können diese Narben auch zu Katarakten führen.

Angeborene Missbildung der Linse (Pfeil) und des Ziliarkörpers („Kolobom“)

Angeborene Katarakt mit persistierender Membrana pupillaris

Angeborene diffuse nukleäre und kortikale Katarakt beim Fohlen

Sekundäre Erkrankungen der Linse

Katarakt

Jede unphysiologische Weissfärbung oder Trübung der Linsenfasern und/oder der Linsenkapsel wird als grauer Star oder Katarakt bezeichnet. Die Katarakt kommt im allgemeinen durch eine verminderte Sauerstoffaufnahme und eine hieraus resultierende erhöhte Wasseraufnahme des Linsengewebes zustande. Die direkte Folge ist eine Schwellung, später kommt es dann zur Dehydratation (Schrumpfung der Linse).
Katarakte werden unter anderem eingeteilt nach Lokalisation, Stadium, Typ und Ursache. In der Praxis sind Typ und Stadium der Katarakt die wichtigsten Qualifikationskriterien. Eine beginnende Katarakt, bei der der Fundus noch gut sichtbar ist wird immatur genannt. Ist der Fundus nicht mehr einsehbar und der Patient blind, dann spricht man von einer maturen Katarakt.
Sobald das Linseneiweiss sich aufzulösen beginnt handelt es sich um eine hypermature Katarakt. Bei dieser Form kommt es zur Resorption kleinerer Mengen Linsenprotein, wodurch eine Fältelung der Kapsel entsteht und leichte Uveitiden vorkommen können. Ausnahmsweise kann der Prozess auch bis zur spontanen Aufklarung (Linsenresorption) einiger Bezirke fortschreiten.

Ist eine Katarakt bereits in den ersten Lebenswochen sichtbar, spricht man von einer kongenitalen Katarakt, nach der 8. Lebenswoche auftretende Trübungen werden als juvenil und bei alten Tieren ( 10-15 Jahre) beginnende Linsentrübungen (s. a. senile nukleäre Sklerose) als senile Katarakt bezeichnet. Eine Gelbverfärbung der Katarakte tritt im Alter von 20-25 Jahren recht häufig auf.
Vererbte Kataraktformen sind meist bilateral, mehr oder weniger gleich stark ausgeprägt und beginnen häufig im posterioren Kortex oder im Äquatorialgebiet. Sie sind ausserdem oftmals mit weiteren Anomalien der inneren Augenstrukturen vergesellschaftet.

Punktförmige Trübung der vorderen Linsenkapsel (cataracta capsularis ant.) ohne funktionelle Beeinträchtigung

Zentrale Trübung der vorderen Linsenkapsel mit Sehbeeinträchtigung in heller Umgebung

Nukleäre Katarakt mit deutlicher Linsennaht (Y) und starker Sehbeeinträchtigung

Primäre Katarakte
Kongenitale Katarakt: Die kongenitale Katarakt beim Pferd (Lokalisation posterior-polar oder kortikal) ist oft mit den Linsennähten assoziiert und rangiert von sehr dicht und weiss (dem skleralen Gewebe ähnlich) bis zu fleckig mit randständigen Verdichtungen und schreitet in den Folgejahren nicht fort. Zusätzlich vorhandene, weitere angeborene Abweichungen (microphthalmia, membrana pupillaris persistens, tunica vasculosa lentis persistens, oder PHTVL/PHPV) sind möglich. Mehr oder weniger diffuse, dichte, kongenitale, beiderseitige Trübungen der Linse beim Fohlen sind verdächtig für eine medikamentelle/toxische Ursache während der Gravidität.

Juvenile Katarakt: Die juvenile Katarakt nimmt ihren Beginn meistens zwischen dem 1. und dem 8. Lebensjahr, beginnt im Kortex und ist progressiv fortschreitend.

Senile Katarakt: Unter einer senilen Katarakt versteht man lokale Linsentrübungen die bei sehr alten Tieren entstehen können; sie dürfen nicht mit der physiologischen Kernverdichtung oder Nukleussklerose verwechselt werden.

Traumatische Katarakt: Die traumatische Katarakt kann durch eine tiefe Verletzung (mit Perforation der Hornhaut) wie beispielsweise durch einen Dorn, Splitter oder Pflanzenteile entstehen.
In den Fällen in denen sich die Kapsel schnell wieder regeneriert (manchmal in zwei Schichten) kann der Schaden auf kleine, lokale Trübungen ohne weitere Progression beschränkt bleiben.

Erbliche Katarakt. Eine erbliche (hereditäre) Katarakt ist bisher nur beim Morgan Horse beschrieben.

Sekundäre Katarakt (vollständige Trübung) der Linse nach Uveitis

Weit fortgeschrittene sekundäre Katarakt nach Uveitis mit rezidivierenden Entzündungsschüben

Endstadium einer sekundären Katarakt mit phakolytischer Uveitis

Sekundäre Katarakte
Bei einer Reihe von anderen primären Augenveränderungen, wie zum Beispiel Uveitis, Linsenluxation, Glaukom und vor allem bei der Periodischen Augenentzündung, kann eine Katarakt in Form einer sekundären oder einer zusätzlichen Veränderung (cataracta complicata) auftreten.
Eine Therapie der Katarakt kann nur in der chirurgischen Intervention zu suchen sein! Jegliche medikamentelle Behandlung ist bis zum heutigen Zeitpunkt als obsolet zu bezeichnen und nicht vertretbar!
Neben der altbekannten Technik der Diszision (Therapie der Katarakt bei Fohlen) kristallisiert sich die extrakpsuläre Linsenextraktion (ECCE) als Methode der Wahl heraus, während die intracapsuläre Linsenextraktion (ICCE) ihre Bedeutung wohl nur noch bei der  Therapie der dislocatio lentis (Verschiebung der Linse im AUge, Linsenluxation) hat. Durch den Einzug der Phakoemulsifikation, als die Standardtechnik einer Kataraktoperation, ist der Eingriff inzwischen in spezialisierten Kliniken zur Routine geworden.

Linsendislokationen (Luxation lentis, subluxatio  lentis)

Die Linse kann durch (teilweises) Zerreißen der Linsenbefestigungsfasern (Zonularfasern) „verrutschen“ (luxieren). Diese Zonulafasern sind entweder dysplastisch angelegt, degeneriert oder reißen spontan (selten). Die Linsenluxation tritt beim Pferd nuir sekundär nach anderen Erkrankungen des Auges auf (Katarakt, Uveitis usw)
Sind mehrere Zonulafasern zerrissen, so kann ein Teil des Glaskörpers über den Pupillarrand in die Vorderkammer vordringen. Sind die Fasern über einen größeren Bezirk gerissen, kann die Linse subluxierten. Sind alle Fasern gerissen, kann die Linse in die Vorderkammer oder nach hinten in den Glaskörper luxieren. Die Linse und/oder das Vitreum können im Pupillenbereich oder auf der Höhe des Drainagewinkels die Passage bzw. den Abfluss des Kammerwassers behindern, so dass als Folge ein Sekundärglaukom entsteht.
Eine erfolgreiche chirurgische Entfernung der luxierten Linse beim Pferd ist sehr schwierig und nur sehr selten sinnvoll, da dieser Eingriff viele Risiken birgt und oftmals das Auge nachträglich noch entfernt werden muss.