AN Lider

Die Augenlider

Oberlid und Unterlid

Augen und Anhangsgebilde sind beim Pferd bereits bei der Geburt vollständig entwickelt und funktionell. Auch die Lidspalte ist bereits geöffnet und die Hornhaut in der Regel vollständig transparent.

Beim Pferd umschliessen die Augenlider die Hornhaut durch die querovale Form der Lidspalte nicht ganz deckungsgleich. Meist ist dadurch auch von der Lederhaut am inneren  und äusseren Lidwinkel ein kleiner dreieckiger Anteil der dort oftmals pigmentierten Bindehaut des Augapfels sichtbar. Rund um die Lidspalte befindet sich der zirkuläre Lidkreismuskel (musculus orbicularis oculi). Einem zirkulären Lidschluss wird jedoch durch ein kleines Band im inneren Augenwinkel und einen Muskel am seitlichen Augenwinkel (musculus retractor anguli oculi lat.) entgegengewirkt. Der Lidkreismuskel bewirkt auch den Lidschlag, an dem das Oberlid den weitaus grössten Anteil hat. Durch den Lidschlag wird einerseits die Befeuchtung der Hornhaut und der Bindehaut gewährleistet, andererseits können dadurch auch Fremdkörper und Schmutz von der Oberfläche der Hornhaut entfernt werden. Auch das ölige Sekret der Lidanhangsdrüsen (Meibom’sche Drüsen, Tarsaldrüsen) wird, zusammen mit dem Sekret der Schleimbecherzellen der Bindehaut, so regelmässig auf den Bulbusoberflächen verteilt und kann als komplexer Tränenfilm seine ihm zugeordneten Funktionen erfüllen. Schmerzhafte Zuständen führen bei Tieren zu einem sehr kräftigen, krampfhaften Lidschluss (Blepharospasmus). Zusätzlich wird oft der Bulbus selbst auch noch zurückgezogen (Enophthalmus), wodurch den Lidern die mechanische Unterstützung fehlt und ein sekundäres Einrollen des Lids (Entropium) entstehen kann.

Das „Öffnen“ des Oberlids (Anheben) wird durch einen Muskel, den Lidheber des Oberlids (musculus levator palpebrae superioris.), bewirkt.
Die Lidränder sind meist pigmentiert (ausser bei Tieren mit unpigmentierter Haut oder weissen Haaren in der Umgebung des Auges, beispielsweise weisser Fleck auf dem Kopf) und unbehaart. Parallel zum Lidrand sind sowohl am Unter- als auch am Oberlid beim Pferd einige weich verstreichende Hautfalten erkennbar. Sie bilden eine Art Furche (sulcus), die auch den Übergang der äusseren Haut zur Lidhaut darstellt, die sehr viel mehr Verschieblichkeit und Motilität aufweist als die gesamte übrige Gesichtshaut. Insgesamt ist die äussere Haut der Lider im Vergleich zur übrigen Gesichtshaut etwas dünner und weicher.

Die „wimpernartige“ Behaarung im Bereich des Oberlides (nur dort!) vermitteln dem Tier taktile Reize und sind äusserst sensibel. Beim Pferd befinden sich mehrere wimpernartige Haare (cilia) direkt auf dem Grad des Lides (äquivalent zur Position beim Menschen). Darüber hinaus ist der Lidrand glatt, glänzend, fettig, aber trocken. Der Lidrand selbst ist von einer kleinen Rinne, in welcher die Meibom’schen Drüsen (ca. 20-50) ausmünden, durchzogen. Diese Drüsen sind an der Innenseite des Lides, durch die Bindehaut hindurch als circa 4 mm lange, senkrecht zum Lidrand verlaufende, weiss-gelbliche Streifen zu erkennen, die, in einem dichten Bindegwebsnetz eingelagert sind (die sog. Tarsalplatte). Diese bildet auch die Grundlage für die Festigkeit und Verwindungsstabilität der Lider beim Lidschluss. Direkt ausserhalb dieser Rinne münden die Ausführungsgänge weiterer Drüsen (Zeis’sche und Moll’schen Drüsen). Das Sekret aller Drüsen zusammen hält den Lidrand fettig, sodass die Tränenflüssigkeit nicht über den Lidrand hinausläuft.

Die Versorgung der Lider mit Blutgefässen ist sehr intensiv, Verletzungen können sehr stark bluten! Da die Lider keine Fetteinlagerungen aufweisen, kann ein stumpfes Trauma zu starker Akkumulation von Blut in den Lider (Haematom) führen und eine massive Anschwellung der Lider ist die Folge. Andererseits garantiert diese gute Durchblutung auch die (relativ) schnelle und gute Heilungstendenz bei Lidverletzungen.