AN Bindehaut

Bindehaut und Nickhaut

Bindehaut (conjunctiva) und Nickhaut (membrana tertia)

Der Raum zwischen Lidrändern und Augapfel wird durch eine dünne, transparente Schleimhaut, die Bindehaut (conjunctiva) von der Umgebung abgeschlossen. Im inneren Augenwinkel befindet sich eine Bindehautfalte/Bindehautduplikatur, das dritte Augenlid oder Nickhaut (Membrana nictitans/Plica semilunaris conjunctivae). Die Konjunktiva an der Innenseite der Augenlider wird als palpebrale, die Innenseite der Nickhaut wird als okuläre und die Konjunktiva über der Sklera als bulbäre oder sklerale Konjunktiva bezeichnet. Der Raum, umgeben von der Konjunktiva, wird Konjunktivalsack genannt; die Umschlagstelle der Konjunktiva heisst Fornix (superior/inferior). In seinem oberen Anteil münden die kombinierten Ausführungsgänge der Tränendrüse (Glandula lacrimalis). Die Verbindung zwischen Konjunktiva und dem darunter liegenden Gewebe ist sehr lose und locker, dadurch ist es möglich, dass sich der Augapfel frei bewegen kann. Darüber hinaus hat dies eine Vergrösserung der sekretorischen Oberfläche der Bindehaut zur Folge. Lediglich im Bereich des Limbus, dort wo die oberste Zellschicht der Konjunktiva in die oberste Zellschicht der Hornhaut übergeht, und am Lidrand existiert eine feste Verbindung. Die Konjunktiva ist ebenso wie die Hornhaut aus oberflächlichen Zellschichten (Epithel) und Stützgewebe (Stroma) aufgebaut; das Epithel erneuert sich durchgehend von der innersten Zellregenerationsschicht (Basalschicht) aus. Abgestorbene Epithelzellen sammeln sich erst zu Schleimfäden, welche im oberen und unteren Bindehautsack liegen, um anschliessend als kleiner Schleimpfropf im inneren Augenwinkel angehäuft zu werden.

Im Stroma befindet sich auch das konjunktivale Gefäßsystem, das bei jeglicher Art von Irritationen der Konjunktiva aktiviert wird. Auch das, ebenfalls im Stroma gelegene, lymphatische Gewebe, welches eine wichtige Funktion im Abwehrsystem übernimmt, ist dort gelegen. Die in der Konjunktiva befindlichen Schleimbecherzellen, die Hauptproduzenten des schleimigen Anteils des Tränenfilms, sind hauptsächlich im Bereich der unteren Bindehaut gelegen.

Der Tränenfilm

Die Produktion der wässrigen Komponente des Tränenfilms wird neben der Haupttränendrüse (glandula lacrimalis) unter dem Oberlid, zu ungefähr 30 Prozent von der Tränendrüse der Nickhaut (gl. membranae nictitantis superficialis) gewährleistet, welche an der Basis der Nickhaut, die als Schleimhautduplikatur, durch einen sehr dünnen T-förmigen Knorpel ihre Form und Festigkeit behält, gelegen ist. An der Basis der Nickhaut findet sich ausserdem ein relativ grosser solitärer Fettkörper (corpus adiposum), der gelegentlich auch ohne Zusammenhangstrennungen der Bindehaut vorfallen kann. Die ersten 4-5 mm des freien Nickhautrandes sind im allgemeinen dunkel pigmentiert. Bei Tieren mit weissem Fell und weissen Haaren an den Augen und/oder unpigmentierten Lidrändern ist der Rand der Nickhaut häufig auch unpigmentiert, was bei Besitzern häufig zu dem Fehlschluss einer „Entzündung“ oder eines partiellen „Vorfalls“ führt. Auch die Empfänglichkeit für Schäden durch intensive Sonnenbestrahlung steigt mit dem Anteil des unpigmentierten Nickhautrandes offensichtlich an.

Die Konjunktiven und insbesondere das dritte Augenlid übernehmen einen grossen Anteil der Tränenproduktion und stellen einen nicht unerheblichen direkten und indirekten Schutz für das Auge dar. Hieraus ist deutlich ersichtlich, dass die Entfernung der Nickhaut streng auf nicht anderweitig zu therapierende, bösartige Prozesse oder nicht behandelbare Verletzungen beschränkt ist sein muss. Normalerweise ist von der Nickhaut nur am inneren Augenweinkel ein Teil des freien Randes sichtbar. Ein Vorfall des dritten Augenlides hat seine Ursache in einem aktiven oder passiven Einsinken des Augapfels (enophthalmus).
Die Karunkel (caruncula lacrimalis) stellt eine rundliche, leicht höckrige Erhebung im Bereich des inneren Augenwinkels dar. Sie befindet sich auf der Aussenseite der Nickhaut. Sie ist in der Regel pigmentiert und weist auf der Oberfläche einige kleine Härchen auf.